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Hochkreuze sind meist auf Anhöhen gelegen und daher schon von weitem sichtbar. Vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert stammend, sind sie in ihrer Form und Konstruktion schlicht gehalten und erscheinen uns dadurch auf den ersten Blick als volkskundlich unergiebig. Im naiven Glauben des ländlichen Volkes sollen die Kreuze Schutzfunktion gegen Unwetter und Kriegsgefahr haben. Das interessanteste, das nach seinem Standort bei den alteingesessenen Dorfbewohnern „Viehträ-Kreuz“ genannt wird, gründet sich auf den Bruderkrieg 1866. Nähere Umstände zu dieser Stiftung kann man aus den Erzählungen einer Urgroßmutter aus ihren Mädchenjahren entnehmen. Die wichtigsten Passagen aus dieser Geschichte, als die Preußen nach Reiterswiesen kamen, lautet wie folgt:“...Sie wollten nach Rannungen mit Hab und Gut flüchten und sich im Walde verstecken. ...Die Frauen und Kinder saßen auf den Wägen und weinten und weinten immerzu. Die Männer liefen nebenher. So ging es durch das Dorf, bei der Ziegelei um die Ecke und den Viehtrieb hinauf. Als man auf der Höhe war, von der man das Dorf überblicken konnte, wandte sich der Schultheiß noch einmal dem Dorfe zu und sprach mit zitternder Stimme: „Hier will ich es schwören, wenn wir wieder gesund heim kommen und es ist nichts geschehen, so wollen wir ein Kreuz errichten lassen.“ Und weiter ging der Zug der Betrübten. ...Dann zogen die Preußen wieder zurück nach Kissingen. ...Gleich wurde ein Bote zu den Flüchtlingen geschickt und bald darauf kamen wieder alle zurück. Der Schulze, ein ehrlicher Mann, hielt sein Versprechen und das Kreuz ist heute noch sichtbar. Auf der Rückseite des Sockels sind die Namen der Stifter Georg Kiesel und seine Ehefrau Margaretha eingemeißelt. Auf der Vorderseite ist unter einem Bogenfries eine weitere Inschrift eingemeißelt, die zum Gedenken an die Gefallenen und Vermißten angebracht wurde.
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